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Gedenktag zu Ehren von Cora Berliner und Hannah Arendt

Zu Ehren ihrer Namensgeberinnen Cora Berliner und Hannah Arendt veranstalteten die beiden Berufsbildenden Schulen einen gemeinschaftlichen Gedenktag mit dem Leitthema „Antidiskriminierung, interreligiöse Verständigung, Zivilcourage“. Inhaltlich wurde dieser sowohl von externen Gästen als auch von den Schüler*innen beider Schulen gestaltet.

Beide Frauen sind Anspruch und Mahnung zugleich, so Christiane Fischer (Schulleiterin der BBS Cora Berliner) und Carsten Roisch (Schulleiter der BBS Hannah Arendt), die gemeinsam die Veranstaltung eröffneten. Die Werte beider Schulen orientieren sich an den Vitae und dem Wirken dieser Persönlichkeiten. Der Gedenktag, soll nachhaltig wirken und nicht als eine einmalige Veranstaltung betrachtet werden. Das Leitthema des Gedenktages spiegelt sich im Unterricht sowie dem sonstigen schulischen Leben wider. Die berufsbildenden Schulen eröffnen Bildungschancen für alle. Christiane Fischer und Carsten Roisch betrachten die Vielfalt ihrer Schülerschaft als Schatz.

Dass Gedenktage nicht nur als Rituale, sondern mit nachhaltiger Wirkung begangen werden müssten, unterstrich auch Michael Fürst mit seinem Grußwort. Als Präsident des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen hat er einen besonderen Blick auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, die mit demokratischen Werten nicht immer in Einklang zu bringen sind. Er zeigte aktuelle Gefahren auf und bezog sich dabei auch auf den Beginn der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933. Ebenso verglich er das Judentum vor 1933 in Deutschland mit der aktuellen Situation und bekundete, dass Integration nur durch das Zutun der Beteiligten auf allen gesellschaftlichen Ebenen gelingen kann. Gedenktage, so Fürst, müssten als Anstoß zum Nachdenken verstanden werden.

Melanie Walter, Leiterin der Abteilung Berufliche Bildung des Niedersächsischen Kultusministeriums, knüpfte an das heutige Demokratieverständnis an. Sie mahnte, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit sei, sondern durch die Gesellschaft gestaltet werde. Vor diesem Hintergrund lobte sie die Wahl der Namensgeberinnen beider Schulen: Cora Berliner und Hannah Arendt sind mit ihrem Interesse an Wissen, Lernen und politischer Arbeit ein Vorbild für Schüler*innen auch in der heutigen Zeit. Aktiv sein und Einfluss nehmen sind unerlässlich zum Aufrechterhalten demokratischer Strukturen. Nicht zuletzt deshalb existiere der Erlass zur Demokratiebildung an niedersächsischen Schulen. Diesbezüglich lobte Frau Walter beide Schulen als gute Beispiele, vielleicht sogar „Leuchttürme in Niedersachsen“. Deutlich würde dies bereits dadurch, dass Schüler*innen den Gedenktag durch Projektarbeiten und Diskussionsbeiträge maßgeblich mitgestalteten.

Ulf-Birger Franz, Dezernent für Wirtschaft, Verkehr und Bildung der Region Hannover, betonte ebenfalls die besondere Bedeutung der Namenswahl beider Schulen. Er sprach über namenhafte jüdische Persönlichkeiten, die in Hannover wirkten, darunter bspw. der erste Bankier Hannovers, Israel Simon, und Sigmund Selighausen, welcher als erster Generaldirekter der Continental AG maßgeblich zum wirtschaftlichen Aufschwung verhalf. Die Namen sollten weitergetragen werden, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Grundsätzlich zählt der einzelne Mensch und wir alle seien aufgefordert, jeglicher Form von Diskriminierung von Minderheiten entgegenzuwirken.

Eben dazu bedarf es Aufklärung und Geschichtsbewusstsein, welche besonders in der Gedenkstätte Ahlem gefördert werden können. Die beiden Schulen arbeiten gewinnbringend mit der Gedenkstätte zusammen. Beispielhaft berichtete Shaun Hermel, stellvertretender Leiter der Institution, von einem Workshop, in dem Schüler*innen der BBS Cora Berliner sich sehr ernsthaft und authentisch mit der Historie auseinandersetzten. Auf diese Weise, so Hermel, gelänge die Förderung eines Geschichtsbewusstseins besonders gut. Die Ergebnisse des Workshops werden in Kürze in der Gedenkstätte ausgestellt.

Einen Einblick in die Familiengeschichte Cora Berliners gab Bernd Felbermair. Als Grammophonkünstler rahmte er die Veranstaltung musikalisch ein.

Für kulinarische Highlights sorgte die EVENT AG, ein erfolgreiches Wirtschaft-Live-Projekt der BBS Hannah Arendt. In einem sehr angenehm geschaffenen Ambiente servierten die Schüler*innen internationale Spezialitäten mit thematischem Bezug zum Gedenktag Dazu gehörten u. a. Arabischer Zigarrenbörek, New York Cheesecake, Berliner Currywurst u. v. m. Ebenfalls von Schüler*innen gestaltet wurden die Eröffnung und der Rundgang der Ausstellung von Arbeiten beider Schulen zum Leitthema „Antidiskriminierung, interreligiöse Verfolgung, Zivilcourage“. Schüler*innen-Scouts informierten die Gäste über die Organisation der insgesamt 16 Stände, die anschließend besucht werden konnten. Die Schüler*innen befassten sich mit vielfältigen Inhalten des Leitthemas und stellten diese auf informative Art und Weise vor. Die Gäste konnten multimediale Präsentationen erleben, an Online-Befragungen oder unterschiedlichen Quizzen teilnehmen. Bis einschließlich Montag, den 06.02.2023 kann die Ausstellung besucht werden.

Den hohen Grad an Professionalität der Arbeiten hob Frau Unger von der Gedenkstätte Bergen-Belsen in ihrem Impulsvortrag lobend hervor. Sie hat die Leitung Bildung und Begegnung inne und informierte über die Bedeutung des Konzentrationslagers von 1940 bis 1945. Ferner erinnerte sie an die Verschiedenartigkeit von Gruppen, die durch das Naziregime verfolgt wurden sowie an die vielen ungeklärten Schicksale.

Individuelle Biographien werden vom ZeitZentrum Zivilcourage genutzt, um über die Verbrechen dieser Zeit aufzuklären. Dr. Jens Binner, Direktor dieser Institution, berichtet in seinem Impulsvortrag von der gesellschaftlichen Verantwortung vor und während des Nationalsozialismus. Des Weiteren zieht er Parallelen zur aktuellen Entwicklung, die mitunter gruppenfeindliche Bewegungen aufzeigen. Diesen müsste im Rahmen von Bildungsarbeit begegnet werden, so Binner.

Doch was kann an Schulen konkret gegen Rassismus und Diskriminierung unternommen werden?

Dieser Frage gingen acht Schüler*innen beider Schulen in einer Podiumsdiskussion auf den Grund. Zunächst berichteten vier Schüler*innen von ihren persönlichen Erfahrungen mit Diskriminierung sowie ihren Umgang damit, um anschließend - unter Einbeziehung von Schüler*innen aus dem Publikum - konkrete Vorschläge und Ideen für Maßnahmen zum Umgang mit Rassismus und Diskriminierung zu sammeln. Sie dienen den Schulen als Grundlage für ihre weitere Arbeit. Die Moderation erfolgte durch Holger Birth, Schulpfarrer an der BBS Hannah Arendt, und Anja Scherwinsky-Niemann, Lehrkraft und Nachhaltigkeitsbeauftragte an der BBS Cora Berliner.

Der Gedenktag war Dank der professionellen Organisation durch Andreas Lippe von der BBS Cora Berliner und Dr. Sabine Wussow-Klingebiel von der BBS Hannah Arendt sehr erfolgreich. Er bot viele Anregungen und wird als Anstoß zur Weiterarbeit am Leitthema in den Schulen verstanden.