Suche

Hannah-Arendt-Schule
Hannah-Arendt-Schule
Hannah-Arendt-Schule Menü

„Dieser Rechtsextremismus enttäuscht immer!“

Am 06.02.2025 hatten etwa 300 unserer Schülerinnen und Schüler die besondere Gelegenheit, Philip Schlaffer an unserer Schule zu erleben. In einem eindrucksvollen Vortrag berichtete er über seinen Werdegang: von einer unauffälligen Kindheit über seine Radikalisierung in der Neonazi-Szene bis hin zu seinem Ausstieg und Neuanfang.

Philip Schlaffer wuchs in einer wohlhabenden Familie auf, ohne Gewalt oder extreme Ideolo-gien. Doch als er mit zehn Jahren mit seiner Familie nach England auswanderte, brach seine gewohnte Welt zusammen. In der neuen Umgebung fühlte er sich ausgegrenzt, wurde gemobbt und kämpfte mit Einsamkeit. Als er nach Deutschland zurückkehrte, erlebte er erneut Isolation. Schlechte Noten, Leistungsdruck und Enttäuschung führten dazu, dass sich in ihm Wut und Hass aufstauten – und er schließlich Zuflucht in extremistischen Gruppen suchte.

Über die Jahre hinweg wurde er immer tiefer in die Neonazi-Szene gezogen und geriet in eine Spirale aus Gewalt und illegalen Machenschaften. Als Präsident eines Rockerclubs in Mecklenburg-Vorpommern handelte er mit Drogen, bewegte sich im Rotlichtmilieu und lebte in einer Welt voller Feindseligkeit. In seinem Vortrag zeigte er eindrückliche Bilder aus dieser Zeit – darunter ein Bild, auf dem er mit einer Waffe posiert, sein Gesicht verhärtet von Wut und Hass.

Mit der Zeit begann der Halt, den er in den Gruppen gefunden hatte, zu bröckeln. Er berichtet, dass er von seinen eigenen Gruppenmitgliedern verraten wurde und Misstrauen und Betrug erlebte. Der Wendepunkt kam, als sein Körper begann, sich gegen ihn zu wehren. Schlafstörungen und schwere Migräne zeigten ihm, dass er so nicht weitermachen konnte. Er nannte es selbst einen „Gangster-Burnout“ – sein Körper und Geist rebellierten gegen das Leben, das er führte. Zum ersten Mal spürte er, dass er ausbrechen musste. Nach Jahren des geringen Kontakts rief er seine Mutter an und bat um Hilfe – ein Schritt, der ihm den Weg zu einem neuen Leben ebnete.

Besonders eindrucksvoll war der Moment am Ende seines Vortrags, als er ein Bild aus der Zeit nach seinem Ausstieg zeigte – ein Foto, auf dem er lachend zu sehen ist, befreit von Hass und Gewalt. Dazu sagte er: „Ich bin das erste Mal wieder nur Philip.“

Heute engagiert sich Philip Schlaffer für Aufklärung und Prävention. Er ist überzeugt: Jeder verdient eine zweite Chance. Seine wichtigste Botschaft an die Schülerinnen und Schülern: Feindseligkeit und Gewalt zerstören nicht nur andere, sondern auch einen selbst. Seid tole-rant, denn aus Fremdenfeindlichkeit entsteht nichts Gutes. Schätzt den Rechtsstaat – er ist ein wertvolles Gut, das Freiheit und Sicherheit garantiert.

Der Vortrag war bewegend und endete mit einer Fragerunde, in der die Zuhörenden mit Philip Schlaffer in einen interessanten Austausch gingen.

Ein großes Dankeschön an das Schulberatungsteam und die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Organisation dieser wichtigen Veranstaltung!